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Geschichte des Sonnenobservatoriums Kanzelhöhe
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In einem von Land Kärnten, Land Steiermark und der Universität Graz
geförderten Projekt wurde die Gründungsgeschichte des Observatoriums
Kanzelhöhe aufgearbeitet. Der von der Historikerin Mag. Gundi Jungmeier
verfasste Bericht ist
»hier
verfügbar.
Ein kompakter Überblick über die Gründungsgeschichte sowie die aktuelle
Sonnenforschung am Observatorium ist in der Zeitschrift
Sterne und Weltraum (8/2014) verfügbar .
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Nachdem in den 30-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts bereits bekannt wurde, dass die Sonne die
Ionosphäre der Erde und damit auch die Ausbreitung der Radiowellen beeinflusst,
gründete die ehemalige Deutsche Luftwaffe während des 2. Weltkrieges
mehrere Sonnenobservatorien. Wegen der guten Beobachtungsbedingungen und
der Möglichkeit das Observatorium ganzjährig mit der Kanzelbahn zu erreichen,
wurde das größte Observatorium auf der Kanzelhöhe in der Nähe von Villach
gebaut. 1943 wurde mit dem Bau begonnen und schon bald danach mit einer
für die damalige Zeit sehr modernen Ausstattung der Betrieb aufgenommen.
Pläne für ein Wohnhaus der Angestellten als auch eines ganzen "Kanzeldorfes"
wurden ausgearbeitet, jedoch nicht verwirklicht.
Ebenfalls 1943 wurde auch mit dem Bau des Turms 3 auf dem Gerlitzengipfel begonnen,
der jedoch vor Kriegsende nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Diese Station
hätte einen modernen Koronographen bekommen sollen,
dieser wurde jedoch von der sowjetischen Armee als Kriegsbeute
beschlagnahmt. Für dieses Projekt wurden
Hochspannungs- und Telefonkabel auf den Gipfel verlegt, was die spätere
Entwicklung der Gerlitzen wesentlich erleichterte.
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Observatorium Kanzelhöhe im Jahre 1951
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Sonnenvilla
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Bald nach dem Ende des Krieges wurde die Aufsicht über das Observatorium von
der Royal Air Force an die » Universität Graz übertragen und es bekam den Status eines
eigenen Instituts der Universität. Die offizielle Übergabe erfolgte nach der Gründung der 2. Republik im Jahre 1949. Zur
Beobachtung der Sonnenkorona bauten in dieser Zeit Techniker der Royal
Army einen zweiten Turm auf dem Gipfel der Gerlitzen.
Die Angestellten lebten
mit ihren Familien vom Anfang an direkt im Observatorium, erst 1952 wurde die "Sonnenvilla"
dem Observatorium als Wohnhaus für die Angestellten übergeben und
dient heute noch als Gästehaus.
In den Jahren 1965/66 wurde im Observatorium ein Um- und Zubau durchgeführt, wobei der bis dorthin
freistehende Turm 2 in den Gebäudekomplex miteinbezogen wurde. Im Zuge dieser
Bauarbeiten wurden eine Grobwerkstätte mit Notstromaggregat, ein optisches Labor und
eine feinmechanische Werkstätte eingerichtet. In den Werkstätten wurden
Instrumente zur Beobachtung der Chromosphäre gebaut und 1972 im Turm 2 installiert.
Von 1989 bis 1991 fand abermals ein Umbau des Observatoriums statt, im Zuge dessen die
heutige Bibliothek mit Seminarraum
errichtet wurde. Weiters wurden zusätzliche Werkstätten, Labors und ein feuerfestes, klimatisiertes
Archiv geschaffen.
Der vor dem Observatorium befindliche Heliostat mit
großen Solarpanelen wurde 1989 verlegt und umgebaut, er wird derzeit von der
Elektronikindustrie und lokalen Energieversorgern zu Prüf- und Versuchszwecken verwendet.
1975 wurden das Astromische Institut in Graz und das Sonnenobservatorium Kanzelhöhe
zu einem "Institut für Astronomie" zusammengelegt und 2000 entstand durch die Zusammenlegung
mit dem Institut für Geophysik und Meteorologie das IGAM (Institut für Geophysik
Astrophysik und Meteorologie, jetzt AGP - Fachbereich Astrophysik und Geophysik). Im Zuge der Universitätsreform 2003 wurde schließlich ein großes
Physikinstitut geschaffen, dem das Observatorium seit 2004 angehört.
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